Feld mit Baggerschürfen von oben

Archäologische Voruntersuchungen auf dem zukünftigen Klinikstandort Singen „Nordstadt“

Die Kreisarchäologie des Landratsamtes Konstanz unter Dr. Jürgen Hald führte im Zeitraum von November 2024 bis Februar 2025 erste Voruntersuchungen im zukünftigen Klinikums-Gelände in Singen „Nordstadt“ durch. Hierfür wurden Probeschürfe mit dem Bagger angelegt. Dabei stießen die Archäologen auf prähistorische Siedlungsspuren, darunter Fundamentgruben von Holzhäusern, Vorrats- und Abfallgruben sowie eine Teilfläche einer keltischen Siedlung. Im Herbst/Winter 2025 oder Frühjahr 2026 sollen in den restlichen Flächen im Osten des Geländes (Abschnitt III) noch Probeschürfe angelegt werden. Die Voruntersuchungen haben gezeigt, dass größere archäologische Ausgrabungen vor den künftigen Baumaßnahmen notwendig werden. Nach aktuellem Stand wird dadurch keine Verzögerung der Baumaßnahmen erwartet

Lage des Untersuchungsgebiets
Die geplante Klinikfläche in Singen Nord ist etwa 10,5 Hektar groß. Sie liegt nördlich der Nordstadt im Tal der Radolfzeller Aach, zwischen der Straße L191, der Nordstadtanbindung und der Aach.

Plangebiet mit Prospektionsabschnit-ten I bis III. Kartengrundlage: ©Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Würt-temberg.

Das Gelände fällt leicht nach Südosten ab. Im Osten gibt es Auelehm, im Westen Boden, der vom Duchtlinger Berg abgeschwemmt wurde. Unter diesen Schichten liegen ältere Lehm- und Kiesablagerungen aus der letzten Eiszeit. Ganz oben liegt fruchtbarer Ackerboden.

Archäologischer Forschungsstand vor Untersuchungsbeginn
Das Gebiet liegt an zwei alten Siedlungsflächen aus der Jungstein- und Bronzezeit. Bei Bauarbeiten 2007 und 2008 entdeckte man Gräber und Siedlungsreste. Bereits 1968 wurde im Gelände eisenzeitliche Keramik gefunden. Die Funde zeigen eine frühere, intensive Besiedlung des Areals.

Archäologische Prospektionsmethode

Feld mit Baggerschürfen von oben
Überblicksbild über Prospektionsbereich I mit teilweise bereits wieder verfüllten Baggerschürfen. Foto: © Land-ratsamt Konstanz, B. Schleicher.


In der Archäologie bezeichnet man als Prospektion die systematische Suche und Erfassung von archäologischen Fundstellen in einem bestimmten Gebiet. Für die Prospektion wurden Baggerschürfe genutzt. Dabei werden etwa 20 Meter lange Gräben in einem Raster mit 20 Metern Abstand gegraben. Der Boden wird schichtweise abgetragen, um Spuren von Menschen zu finden, wie Gräber oder Pfostenlöcher. Geophysikalische Messungen mit Geomagnetik oder Radar sind möglich, wurden aber wegen dicker Erdschichten nicht flächendeckend durchgeführt. In einzelnen Bereichen sind sie noch geplant.

Ergebnisse
Bisher wurden auf etwa 6,4 Hektar, also fast zwei Drittel des Gebiets, Probeschürfe mit dem Bagger angelegt. In rund 60 Prozent der Baggerschürfe wurden archäologische Funde von der Jungsteinzeit bis Eisenzeit entdeckt.

Besonderheiten in den Prospektionsabschnitten I und II

  • Archäologische Fundstellen liegen unterschiedlich tief (bis zu 1,65 m)
  • Viele Pfostengruben für Häuser oder Zäune
  • Große Lehmgruben zur Hauswandherstellung
  • Grabenstruktur für die Palisade eines großen trapezförmigen Gehöfts der Kelten aus dem 3./2. Jahrhundert v. Chr.
  • Keramikfunde aus der Jungsteinzeit bis Eisenzeit
  • Auffällige Konzentration großer Steinfindlinge an einer Stelle im Norden (unsicher, ob original oder durch Straßenbau)
Fragmente von Grobkeramik der jüngeren Eisenzeit aus dem Palisadengraben der keltischen Grabenanlage
(ca. 3./2. Jh. v. Chr.). Foto: © Landratsamt Konstanz, J. Hald.

Weiterer Ablauf
Der Prospektionsabschnitt III ist für Herbst/Winter 2025 oder
Frühjahr 2026 geplant.

Sobald die genauen Baupläne vorliegen, können im Anschluss die archäologischen Ausgrabungen geplant werden. Die Dauer dieser archäologischen Ausgrabungen hängt von der Größe des jeweiligen Bauvorhabens ab und kann jeweils mehrere Monate betragen.

Die Ausgrabungen führen Fachfirmen durch, die der Bauherr beauftragt. Planung und Betreuung erfolgen in Zusammenarbeit mit der Kreisarchäologie und dem Landesamt für Denkmalpflege.


Hier erfahren Sie mehr über den weiteren Ablauf des Projekts.

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